Beim Datum des 9. Novembers fällt vielen sofort der Mauerfall im Jahr 1989 ein, oder vielleicht noch die Novemberrevolution 1918. Das Jahr 1938 kommt häufig erst beim zweiten Nachdenken in den Kopf. Doch auch dieses Datum veränderte für viele Menschen ihr Leben. Mit der Reichspogromnacht zeigte sich 1938 offen, was schon an vielen Stellen des alltäglichen Lebens zu finden war: ein breiter Antisemitismus.
Wohin das dann führte, gipfelte in dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, dem Holocaust. Umso wichtiger ist daher für uns heute das Erinnern. Diesen Weg begingen jetzt, zu diesem symbolträchtigen Datum, der Heimatverein Erwitte und die Schülerinnen und Schüler des Geschichtszusatzkurses der Q2 von Marc Schäfers und widmeten sich der Reinigung der Erwitter Stolpersteine.
Die aus Messing bestehenden Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern in ganz Europa an das Schicksal jüdischer Mitbürger, die während der Zeit des Nationalsozialismus gelitten haben. Mittlerweile existieren knapp 80.000 auf den Gehwegen europäischer Straßen, die mit ihren Inschriften als Mahnmal an die früheren Lebensorte erinnern.
Am 13. November machten sich der Heimatverein Erwitte mit Ortsvorsteher Kai Günther und Heinz Frede sowie die Schülerinnen und Schüler des Geschichtszusatzkurses daran, die 22 in Erwitte verlegten Steine zu säubern. Die Steine wurden vor neun Jahren an sechs verschiedenen Stellen der Stadt verlegt, um so als Mahnmale zu erinnern. Mit Politur und viel Kraft konnten die durch die Witterung stumpfen Steine wieder zum Glänzen gebracht werden und zeugen so wieder sichtbar von den einzelnen Schicksalen.
Der ortsnahe Geschichtsbezug stimmte die Schüler der Q2 nachdenklich, die so die Vergangenheit, die sie aus dem Unterricht kannten, vor der eigenen Tür fanden. Die einzelnen Schicksale, die nicht nur durch die Stolpersteine, sondern auch durch weitere Dokumente sichtbar gemacht wurden, zeigten ein Bild der Geschichte, die sonst nur im großen Kontext der Weltgeschichte gesehen wird. Durch die Stolpersteinen bekamen Verbrechen, die sonst durch Zahlen ausgedrückt werden, die unvorstellbar sind, Namen, Gesichter und einen Ort in der eigenen Stadt. Einhellig zeigte sich auch das Bewusstsein die Vergangenheit durch solche Aktionen wachzuhalten und so für die Zukunft zu mahnen.