Beim Wettbewerb um den weitesten Schulweg hätte Flavia beste Siegeschancen. 10 704 Kilometer liegen nämlich zwischen ihrer Heimatstadt und ihrem neuen Schulort. Vier Monate lang ist Flavia Montenegro an unserer Schule zu Gast. Die 16-Jährige kommt aus der bolivianischen Millionenstadt Santa Cruz.
Die größte Stadt des lateinamerikaniscnen Landes liegt 550 östlich der Hauptstadt La Paz. In Santa Cruz gibt es schon seit 1936 eine deutsche Schule. Flavia ist Schülerin dieses Colegio Alemàn. "Meine Mutter möchte, dass ich die Sprache lerne", verrät sie. Jede Woche stehen sechs Stunden Deutschunterricht auf dem Stundenplan. Mit ihrem Auslandsaufenthalt will Flavia nun nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch in das deutsche Alltagsleben eintauchen. Dafür hat sie die Familie von Anna Schnütgen aus der Q1 aufgenommen.
Im Spanisch-Unterricht hatte Lehrerin Kathrin Linke ihren Schülerinnen und Schülern von der Suche bolivianischer Jugendlicher nach Gastfamilien berichtet. Anna war sofort begeistert. In ihrer Familie holte sie sich das Okay und jetzt ist Flavia seit zweieinhalb Wochen bei den Schnütgens zu Gast. „Es klappt gut“, sagt Anna und Flavia nickt zustimmend. Insgesamt vier Monate wird sie in Erwitte bleiben. Es ist ihr erster Europa-Aufenthalt.
Auch an unserer Schule kommt Flavia gut zurecht, auch wenn manches ganz anders und gewöhnungsbedürftig ist: „Wir haben keine Fächerwahl in der Oberstufe und Freistunden haben wir auch nicht“, nennt sie Beispiele für Unterschiede zwischen ihrer Schule in der Millionen-Metropole und dem Gymnasium in westfälischen Kleinstadt.
Gastschwester Anna träumt übrigens schon vom ganz großen Projekt: „Das ist eine Chance, um auch mal nach Bolivien zu kommen.“ (huk)